Tag 19 aus dem Tagebuch!
Heute morgen hoffte ich auf positive Nachrichten, denn gestern ging es dir ja sichtlich schlechter als die hoffnungsvollen Tage zuvor.
Die Schwester erzählt mir am Telefon, dass du eigentlich mal recht viel geschlafen hast. Deine Temperatur ist im Rahmen.
Viel mehr konnte sie mir aber auch nicht sagen.
Nachmittags musste ich erst noch wieder auf der Bank warten, weil ein Arzt mit mir sprechen wollte, bevor ich zu dir gehe.
Schon an dem Blick des Arztes konnte ich sehen, dass es nichts positives ist, was er mir mitteilen will.
Und ich hatte Recht, keine guten Nachrichten, du hast im Laufe des vormittags sehr stark abgebaut, hast sehr hohes Fieber, hohen Blutdruck, starkes Herzrasen. Sie haben dich dann ins CT gebracht, aber im Kopf sieht alles gut aus.
Kurz darauf haben sie dann festgestellt, dass sich dein Hirnwasser hinten in der Wirbelsäule staut, sie haben es sofort punktiert.
Auf einmal höre ich dich schreien, das ging mir durch Mark und Bein. Bevor ich darauf reagieren konnte, fing der Arzt an immer lauter mit mir zur reden, damit ich es nicht so höre. Schon kam ein zweiter Arzt hinzu und sagte, dass die Magensonde nun gelegt wurde. ok, dann hast du deshalb so geschrien, oh Gott...
Er erklärte, dass sie dir die Sonde erneut legen mussten, weil das Schlucken ebenfalls nicht mehr richtig funktioniert seit heute...
Der Arzt sagte, dass sie noch nicht wissen woher dieses hohe Fieber schon wieder kommt, aber sie suchen mit Hochdruck nach der Ursache.
Alle rundherum wirkten hektisch. Ich habe ein komisches Gefühl.
Nun durfte ich zu dir. Der Anblick war furchtbar, du hast gezittert, sehr hohes Fieber, sahst sehr sehr schlecht aus.
Ich musste sofort anfangen zu weinen, was hat das alles zu bedeuten, werde ich dich jetzt doch verlieren.
Ich merkte dass meine ganze Hoffnung die ich in den letzten Tagen aufgebaut habe verschwand... Das darf doch alles nicht wahr sein, noch 2 Tage, dann wären die kritischen 3 Wochen vorbei gewesen...
Der Arzt war immer noch da und erklärte, dass sie dir auf jeden Fall einen VP-Shunt legen werden, sobald es dir besser geht, das regelt dann die Hirnwasserableitung. Von alleine scheint es bei dir nicht mehr zu funktionieren.
Heute wird dir vorerst zur Abhilfe eine Drainage übers Rückenmark gelegt. Du wirst für diesen Eingriff leicht sediert, damit du keine Schmerzen hast, wenn sie den Zugang legen.
Als ich mich von dir verabschiede machst du ganz leicht die Augen auf, dein Blick wirkt so ängstlich und hilflos...
Ich werde auf jeden Fall heute Abend nochmal anrufen auf der Intensiv. Vielleicht geht es dir bis dahin wieder besser.
Um ca. 21 Uhr rufe ich auf der Intensiv an. Die zuständige Schwester geht ans Telefon, es ist die selbe Schwester, die auch die letzten beiden Nächte Dienst hatte. Sie sagt, dass sie selber sehr schockiert war, dich heute so zu sehen.
Leider musste man dich wieder ins künstliche Koma legen, intubiert durch den Mund, da sie das Tracheostoma ja bereits entfernt hatten.
Du wirst wieder stark gekühlt, in der Hoffnung dein Fieber geht runter. Die Ursache konnte die Schwester mir zu diesem Zeitpunkt noch nicht sagen. Diese Rückenmarksdrainage werden sie dir im Laufe der Nacht legen, damit das überschüssige Hirnwasser ablaufen kann.
Nun fangen wir nochmal ganz von vorne an. Ob ich die Kraft dazu habe weiß ich nicht. Aber viel wichtiger ist, dass du nochmal die Kraft hast zu Kämpfen. Für heute kann ich keinen klaren Gedanken mehr fassen. Ich hoffe ich finde ein bisschen Schlaf, um morgen zumindest einigermaßen wieder stark zu sein. Ich liebe dich.....