1. Woche Reha - 26.09.-03.10.2018

 

Jetzt beginnt die Reha-Zeit, die erste Station, die Früh-Reha. 

Hier werde ich Berichte erstellen, jeweils bestehend aus einer Woche. Meine Frau hilft mir natürlich dabei.

Es werden auch weiterhin Einträge aus dem Tagebuch dabei sein, da ich mich nur sehr wenig an Dinge erinnern kann.

 

Als ich direkt von der Intensivstation in die Früh-Reha verlegt wurde, konnte ich nicht laufen, jedoch konnte ich die linke Seite (aktiv) und die rechte Seite (leicht aktiv) bewegen, die rechte Seite war ja anfangs gelähmt. Mit dem Sprechen und dem Sprachverständnis war es auch sehr schwierig. Ich verständigte mich mit einzelnen Wörtern,  mit Mimik und Gestik. Aber wenn ich böse war, dann konnte ich auch schonmal einen ganzen Satz sagen. Ich bekam sehr viele Medikamente und intravenös immer noch Heparin wegen der Lungenemboli. 

 

 

"Aus dem Tagebuch:

 

Am Mittwoch den 26.09. hatte ich angerufen und man sagte mir, du seist gut angekommen und machst einen wachen Eindruck. 

 

Natürlich war es nun seit 5 Wochen fester Bestandteil, ich habe jeden Tag etwas von dir gehört und wollte es auch jetzt gerne, so rief ich auch direkt am Donnerstag den 27.09. wieder in der Reha an. 

Es war nicht im geringsten zu vergleichen mit den 5 Wochen in Flensburg, wenn ich dort anrief. 

Eine Schwester war am Telefon, Sie war nicht die freundlichste und hatte auch nicht unbedingt Lust mit mir zu sprechen. Kurz und knapp erzählte sie von dir. Es geht dir soweit gut, sie werden nochmal alle Tests mit dir machen, Schlucken usw. und wenn dann alles gut ist bekommst du Vollkost. Punkt.

Ich bat die Schwester dann meine Handynummer aufzuschreiben und sollte mal etwas sein, dürfen sie jederzeit anrufen. Auch wenn du mal nach mir fragst. Ja, könnte sie ja machen, aber Zeit haben die eigentlich nicht dafür. 

Ich sagte dann zu ihr, dass ich dann wohl lieber nicht jeden Tag anrufe, um dort keinen Stress auszulösen, ich komme ja eh am Sonntag zu Besuch. Damit war sie einverstanden. Das Gespräch war beendet.

 

So musste ich mich dann langsam abnabeln und hoffte einfach, dass du irgendwann wieder selber dein Handy bedienen kannst, dieses werde ich dir am Sonntag mitnehmen. 

 

Und dann klingelte mein Handy am Samstag den 29.09., die Nummer aus der Reha. Mein Herz schlug bis an die Decke, was konnte das jetzt sein, ist etwas passiert... 

Als ich ranging war eine total liebe Schwester am anderen Ende und meinte "Hallo Frau Schröder, ihr Mann wollte das ich sie anrufe und ihnen sage, dass sie heute bitte Cola mitbringen sollen"  ich war total geflasht und sagte dann zu der Schwester, dass ich ja erst Sonntag, also morgen vorbeikomme und dass ich mir gar nicht vorstellen kann dass du Cola möchtest, früher hast du Cola Pur gehasst. Ich sagte, sie möchte dich bitte fragen ob du Mezzo-Mix meinst. Als sie dich das fragte sagtest du "Ja". 

Sie sagte dann noch zu mir, dass du unbedingt wolltest das sie anruft weil du auf mich wartest. Boah, zum Glück konnte mich keiner sehen, mir liefen nur so die Tränen. Die Schwester erklärte dir dann noch das ich morgen dann mit der Mezzo Mix vorbei komme. Da hast du dann genickt. 

 

Endlich war es dann Sonntag (30.09.) und ich konnte dich besuchen. Ich war total aufgeregt. Um überhaupt zu dir zu können musste ich hier zu Hause soweit alles fertigmachen, Tiere versorgen etc und dafür sorgen, dass zwischendurch mal jemand die Hunde rauslässt. Und ich musste immer in Begleitung fahren, also jemand musste mit mir fahren in einem anderen Auto (wofür ich sehr dankbar war), da mein alter rottiger Caddy wahrscheinlich schon vor Hamburg abgeschmiert wäre. An alle diese Helfer ein großes Dankeschön, das darf ja natürlich nicht fehlen. 

 

Von außen sah alles ganz nett aus. Ein abgelegenes Rehazentrum umgeben von Wald, Wasser und viel Natur, optisch mega schön. Aber dann kam der große Schock. Von innen war alles total veraltet und muchelig, es erinnerte an eine alte Jugendherberge oder so. Auf deiner Station angekommen lagst du alleine in einem kleinen engen Doppelzimmer, einen Mini Fernseher hattest du, ich würde schätzen er stammt aus dem Weltkrieg, alles total eng, alt, ich hatte eher das Gefühl ich würde hier jemanden im Knast besuchen, meine Laune war echt hinüber in dem Moment.  Das hier natürlich nicht so ein Service ist wie in Flensburg auf der Intensiv, dass war mir schon klar, aber so ein großer Unterschied, das hätte ich beim besten Willen nicht erwartet. Auch du warst nicht besonders gut drauf. Ich hatte Wechselwäsche für dich mit und natürlich die Mezzo-Mix. Auch dein Handy gab ich dir und machte es direkt an den Strom, damit der Akku nicht irgendwann ausgeht, du wirst es ja erstmal noch nicht bedienen können. Du legtest das Handy in den Nachtschrank, das war ja vernünftig. Du wolltest mir einiges erzählen, aber ich habe heute leider überhaupt kein Wort verstanden. Du warst müde und kaputt und irgendwie wie in einer anderen Welt, total emotionslos.

 

Somit kann ich überhaupt nicht viel berichten heute, auch ein Gespräch mit einer Schwester oder so war nicht möglich.

Hoffentlich wird es nächste Woche besser. 

 

Die kommenden Tage hörte ich überhaupt nichts von dir oder der Reha."

 

Das war die erste Woche! 

 

Um euch mal zu zeigen, wie es in meinem Kopf aussieht und wie groß mein Gehirn beschädigt wurde, hier ein MRT Bild. 

P ist vorne und A ist hinten. Die roten Punkte sind um die geschädigte Stelle auf der linken Seite gesetzt.