2. Woche Reha - 04.10.-10.10.2018

 

 Zeilen aus dem Tagebuch!

 

Die zweite Woche beginnt für mich am Donnerstag den 04.10.2018 mit einem Highlight!

 

Um 11.57 Uhr erhalte ich via Whatsapp 3 Sprachnachrichten von deinem Handy. Bevor ich sie abhören konnte, saß ich gefühlte 10 Minuten da und starrte auf mein Telefon, weil ich dachte ich träume. Die erste Nachricht war 10 Sekunden und ich vermute es war ein Versuch von dir, denn man hörte nur ein Rauschen, so auch auf der zweiten Nachricht, die war nur 1 Sekunde lang. Aber nun die dritte Sprachnachricht, sie war 28 Sekunden lang. Du wolltest mir etwas mitteilen, sehr leise warst du und man konnte nur sehr schlecht etwas verstehen. Als ich sie zum vierten Mal anhörte wusste ich was du meintest. Du wolltest erzählen, das sie dich verlegt haben auf eine andere Station. Ich sollte unten fragen. 

 

Hier die Sprachnachricht !!!

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Vor Freude über dieses Zeichen, diesen riesen Fortschritt musste ich erstmal weinen. Alleine dieser Gedanke von dir, Bescheid zu sagen, dass du nun woanders liegst, das ist der absolute Wahnsinn. Deine Hirnblutung ist gerade mal 6 Wochen her und dein Sprachzentrum ist schwer beschädigt. Unglaublich was alles möglich ist, obwohl es eigentlich gar nicht oder noch gar nicht so sein könnte/sollte/dürfte. 

 

Vor ein paar Tagen habe ich mich das erstemal getraut, mir deine letzte Sprachnachricht anzuhören, als du noch gesund warst.

Einfach, um deine Stimme zu hören, weil ich dich so wahnsinnig vermisse.  So wie wir früher miteinander kommuniziert haben, werden wir es wohl nie wieder können. 

 

Und nun plötzlich kommt da aus dem nichts eine Nachricht von dir. Ich bin so wahnsinnig stolz auf dich und ich bin dir so dankbar für dieses Zeichen.

 

In den nächsten Tagen kam dann erstmal keine Nachricht mehr von dir, ich schickte dir am 05.10. einfach mal ein Bild von unseren Hunden und ich konnte sehen, dass du es dir auch angeschaut hast. Um dich nicht unter Druck zu setzen wollte ich nun lieber warten, bis etwas von dir kommt.

 

Am Sonntag den 07.10.2018 besuchte ich dich dann wieder. Diese neue Station auf der du nun lagst war um einiges schöner als die erste Station. Da war ich schonmal beruhigt. Heute weintest du viel, weil du nach Hause möchtest. Du machst dir Sorgen wie es weitergehen soll. Man konnte dich sehr schlecht verstehen. Ich beruhigte dich, dass wir alles irgendwie hinbekommen. Und nach Hause kommst du auch bald. Ein bisschen musst du noch hier bleiben, denn du möchtest ja wieder laufen lernen und das geht nur hier. Du nahmst es so hin.

 

Dann sind wir zusammen mit dem Rollstuhl durchs Gebäude gedüst, richtig gut machst du das, du machst alles mit den Füßen, vorwärts, rückwärts.

Du hast die Leute gegrüßt die wir unterwegs getroffen haben, du sagtest "Na". Dann haben wir noch Kuchen zusammen gegessen.

Kurz darauf gab es dann Abendbrot, dazu saßen wir vor deinem Zimmer an einem großen Tisch. Du schmiertest dir dein Brot selber (wieder ein Fortschritt), heute hattest du hunger auf Leberwurst und Tomate oben drauf. Ich musste innerlich so schmunzeln, aber im ernst, ich bin sooooo stolz auf dich, was du in dieser kurzen Zeit schon wieder alles gelernt hast.  

Zum krönenden Abschluss fragtest du mich nach einer Zigarette. Ich schüttelte nur den Kopf und das war wohl okay für dich. 

Und als ich Tschüss sagte, wolltest du mir noch was erzählen. Über Mimik Gestik und Handzeichen verstand ich dann daraus, dass ich dir immer mal was übers Handy schicken soll. okay, das werde ich machen. 

 

So schickte ich dir am 08.10. und 09.10. Fotos und Sprachnachrichten über Whatsapp, wobei die Nachrichten am 09.10. nicht zugestellt wurden.

 

Am 10.10. schaute ich nach und die letzten Nachrichten wurden immer noch nicht zugestellt. Entweder liegt dein Handy irgendwo in der Schublade und hat keinen Empfang, oder es ist ausgegangen, weil der Akku nicht geladen wurde. Ich hatte ein komisches Gefühl und rief in der Reha an. Gott sei Dank hatte ich einen mega netten Pfleger am Telefon, der mit dem Hörer am Ohr zu dir ins Zimmer ging, du warst nicht da, aber dein Handy lag auf dem Nachttisch. Ich bat ihn nachzuschauen und siehe da, das Handy war tatsächlich aus. Er klemmte es ans Akkukabel und schaltete es ein. In dem Moment hatte ich Gottvertrauen in diesen Pfleger und riskierte es und gab ihm den Pin, damit er das Handy wieder einschalten konnte. Gerade als er sagte, "hat geklappt" kamst du mit dem Rollstuhl ins Zimmer und als der Pfleger dir erklärte das ich am Telefon bin und dein Handy nun wieder geht hast du wohl gegrinst wie ein Honigkuchenpferd. Du warst sehr erleichtert sagte der Pfleger. 

 

Von diesem Tag an hast du Gas gegeben und schicktest mir viele Sprachnachrichten, so dass ich ab jetzt auch aus diesen erzählen kann, soweit ich sie verstehe. Ich habe alle Nachrichten immer mehrmals angehört und dann einfach aufgeschrieben was ich verstehen konnte. Was genau du manchmal damit sagen wolltest habe ich nicht ganz verstanden, aber aus einigen Sätzen konnte ich mir ausmalen, was du wohl meinst. 

 

Sage und schreibe 5 Sprachnachrichten habe ich am 10.10. bekommen. 

Alles was ich verstanden habe nach ca 4 mal abhören schreibe ich aus, bei den anderen Sachen wo man wirklich nichts verstehen konnte mache ich Punkte oder ein Fragezeichen hin. Im Hintergrund läuft der Fernseher ziemlich laut, was das Abhören nicht gerade leichter macht. 

 

Nachricht 1  -  Hallo. Endlich gibt es was zu essen. morgen geb ich dir meinen Kaffeepott (?) hab dich lieb.

 

Nachricht 2  -  Hallo Moni...Heute voll stark dabei ....?.... bis jetzt waren alle gut gamma (?) Ich hoffe für dich und mich ....?....

Wir müssen auch sehen das ...?...   scheisse.  Ich versuch dir nachher noch ein bisschen zu zu  C (?)  

Die schon wieder da, weil das so zu hin. Wir müssen weitergucken. Scheiße für mich, aber naja.. Freu dich das dich immer mich ...?... Wir kriegen das irgendwie ne hilfe ne...  Gut danke Mone lieb dich.

 

Nachricht 3   -  Und hier nicht für dich für alles aufstemm (?).  blöden scheißkram. Immer noch die anderen blocken (?)

 

 

Daraufhin habe ich dir Fotos von den Tieren auf der Weide geschickt und prompt kam wieder eine Nachricht!

 

 

Nachricht 4   -  Hello, ja schön so anzusehen. Möchte das auch gerne. Aber die haben ja schon wieder die schöne schwarze wieder runter.(?)

Aber Hauptsache die dene genne (?) tschöss   

 

Nachricht 5  -  Hello Mone. Heute schnell mal erzählen der dritte f..? also praktisch bin ich alleine, der mich dann einfach so fest, also ohne anf der mit anlauf bin ich ganz alleine gefahren. sonst ja immer ganz gedolle, das hab ich super hin. Und dann wollen wir und zwar können wir ja mit einem, so ein besser in Nacht, fängt an zu und hat er irgendein was (?)  Das gibts jetzt ganz Kö (?) ganz lasta und dann kann man sich gut, weil von den anderen erzählen mir immer, wo soll saal schlaf, ohne mir mä... Aber das wird alles nä.. Tasche und sowas alles mach ich ganz alleine. nagut Mone. Leg dich schön mit de skin (?) Und wir hören wieder dann nä..Hoffentlich lernst du das bis zum nächsten Mal. (?) Tüss  

 

 

Tja, das waren deine ersten Sprachnachrichten. Wie der Arzt in Flensburg schon sagte, dein Glück wird es sein, dass du von Natur aus schon immer viel und gerne geredet hast. So wie jetzt auf diesen Sprachnachrichten,  du redest und redest und redest. 

Es ist wirklich ein Segen, dass all diese Dinge in dieser Woche passiert sind, damit hätte ich und auch die Ärzte niemals gerechnet. 

Ich weiß was deinen Kampfgeist antreibst, du willst nach Hause und das so schnell wie möglich.

 

 

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