Gleich Anfang des Jahres 2019 ging es weiter mit den Arztterminen.
Das schlimmste bei all diesen Terminen war immer, das man die längste Zeit im Wartezimmer verbrachte.
Als erstes ging es zum Lungenarzt, dafür fuhren wir ganz nach Heide.
Auf Grund meiner Lungenemboli im September 2018 sollte jetzt zur Sicherheit nochmal alles nachgeguckt werden.
Dazu musste ich in so einen kleinen Glaskasten, der verschlossen wurde. Ich bekam sofort Panik, die Arzthelferin machte wieder auf und erklärte in Ruhe den Ablauf und dass mir nichts passieren kann. Zum Glück war Mone mit im Raum und ich konnte sie die ganze Zeit sehen. Nach Anweisungen musste ich in so ein Teil reinpusten, damit sollte das Lungenvolumen gemessen werden. Die Arzthelferin musste es mir einige Male erklären, bis ich es verstanden hatte. Ich konnte mich auf Grund meiner Platzangst gar nicht richtig konzentrieren.
Danach wurde noch Blut abgenommen, wo bestimmte Werte dort direkt analysiert wurden.
Bis wir dann zur Ärztin reinkonnten vergingen ca. 2 Stunden.
In einem 10 minütigen Gespräch mit der Ärztin erfuhren wir dann, das alle Werte gut sind, es bräuchte kein Röntgenbild gemacht werden und eine Wiedervorstellung wäre auch nicht notwendig.
Da war ich ja schon wieder bedient, der ganze Vormittag im Arsch für ein Gespräch von 10 Minuten. Na klar hab ich mich auch gefreut, dass alles gut ist, aber dafür auch fix und alle und total ermüdet von der Autofahrt (natürlich als Beifahrer)und der langen Warterei beim Arzt.
Mal ganz nebenbei erwähnt, all diese Touren zu den Ärzten, sei es Flensburg, Heide, Niebüll fuhren wir mit Mone`s rottigem Caddy, in der Hoffnung, der würde uns nicht irgendwann auseinanderfallen oder stehenbleiben. Und an bequemes Sitzen war in dieser Karre auch nicht zu denken, von der Geräuschkulisse ganz abzusehen. Aber was sollten wir machen, ein anderes besseres Auto konnten wir uns nicht leisten und andauernd fragen, ob uns jemand fahren kann wollten wir auch nicht.
Nun sollte ich zum ersten Mal zum Neurologen, wo wir dann auch bei der Tour nach Niebüll sind.
Im vornherein sagte ich schon zu Mone, wir fahren aber nicht den normalen Weg, sondern querfeldein, so bin ich früher oft zur Arbeit gefahren.
Obwohl Mone skeptisch war, dass ich die Strecke noch abrufen konnte, stimmte sie zu uns wir düsten los.
Und kaum zu glauben, jede einzelne Nebenstrecke kannte ich noch, ich lotste Mone ohne Probleme nach Niebüll, querfeldein durch sämtliche Dörfer. Total stolz auf mich selbst gingen wir rein zum Neurologen. Wie überall mussten erst all meine Papiere eingescannt werden.
Heute war die allgemeine Vorstellung zur Weiterbehandlung und es sollte ein EEG gemacht werden.
Ein EEG musste nun auf Grund meiner Epilepsie in regelmäßigen Abständen gemacht werden.
Hier ist es kurz erklärt:
Die Elektroenzephalographie (EEG) wird vorwiegend zur Diagnostik neurologischer Erkrankungen eingesetzt. In meinem Fall zur Diagnose und zum Verlauf der Epilepsie.
Mithilfe dieses EEG`s kann die elektrische Aktivität des Gehirns gemessen und grafisch dargestellt werden.
Die elektrische Aktivität im Gehirn entsteht durch Reiz- und Informationsübertragung von Nervenzellen der Hirnrinde. Die aufgezeichneten Impulse stellen die Summe von elektrischen Aktivitäten vieler Nervenzellen einer bestimmten Gehirnregion dar.
Die Untersuchung findet im Liegen statt (auf einem Liegestuhl). Sie dauert ca 20 bis 30 Minuten.
Es werden Elektroden auf der Kopfhaut angebracht. Damit alles an der richtigen Stelle positioniert wird, sind die Elektroden an einer sogenannten Kopfhaube angebracht. Damit eine optimale Verbindung zwischen Kopfhaut und Elektrode gewährleistet ist, wird ein Gel benutzt.
Es wird üblicherweise mit 21 Elektroden gemessen, die durch die Haube und einem Kabel mit dem Computer verbunden sind.
So werden die relativ schwachen Impulse verstärkt und wellenförmige Bilder erzeugt. Die Untersuchung findet unter Ruhebedingungen in einem abgedunkelten Raum statt. Die Augen sollten geschlossen bleiben. Während des Aufzeichnungsvorgangs sollte der Patient nicht sprechen und sich möglichst wenig bewegen.
Da es in meinem Fall um eine Epilepsiediagnostik geht, erfolgten während der Untersuchung sogenannte Provokationstests, um bestimmte Hirnrindenregionen anzuregen (z.B. Augen auf und wieder zu machen, schnelles Ein- und Ausatmen).
Für mich war das schwierigste, nicht einzuschlafen während ich die Augen zu hatte, da können sich 10 Minuten doch schnell mal viel länger anfühlen.
Dann hieß es wieder Platz nehmen im Wartezimmer und nach ca 1 Stunde durften wir dann endlich rein zum Arzt.
Ein sehr netter älterer Mann, kurz vor dem Rentenalter. Er begrüsste uns und begann die eingescannten Unterlagen zu lesen.
Zwischendurch schaute er mich immer wieder von oben bis unten an, dann las er weiter. Nach ein paar Minuetn nahm er seine Lesebrille ab, guckte mich an und sagte "Da bin ich jetzt aber sehr verwundert, dass sie in diesem augenscheinlich "guten" Zustand hier auftreten und dann auch noch ohne Gehhilfe. Das ist absolut nicht üblich nach einer so schwerwiegenden Hirnverletzung. Es ist schön, dass ich auch sowas kurz vor meiner Rente noch erleben darf. Wie geht es Ihnen Herr Schröder, darf ich das so fragen?"
Unter Tränen antwortete ich ihm, so gut wie ich konnte. Ich war so gerührt von seinen Worten. Mein Zustand schien echt etwas Besonderes zu sein. Alle bei denen ich bisher vorstellig war, wirkten sehr erstaunt über meinen Zustand. Richtig verstehen konnte ich es bisher nicht, was da am 22.08.2018 in meinem Kopf passiert war, aber es muss schlimm gewesen sein.
Mone hatte einen Zettel mit Fragen dabei, den wir gemeinsam extra für heute erstellt haben, damit wir auch nichts vergessen.
Da ich ja Tabletten hasste, war mein größtes Anliegen, die Tabletten zu reduzieren. Dieser Arzt (Neurologe) war lediglich zuständig für die Antiepileptika und dazu sagte er, dass diese jetzt erstmal bis zum nächsten Termin so weiter genommen werden sollen und dann schauen wir mal, ob wir eine der beiden vielleicht dann absetzen. Das fand ich ja richtig gut.
Als alle Fragen beantwortet waren, machte er noch ein paar Übungen mit mir. Mit den Händen, Armen, Beinen, Füßen, laufen auf einer Linie und so weiter. Bei einer Übung sollte ich mit meinem Arm gegen seinen Arm drücken. Ich wollte natürlich zeigen, was ich schon wieder kann und dadurch dass ich doch noch sehr unkontrolliert war, hab ich diesen Arzt fast von den Beinen gehauen. Er hatte vom gegendrücken einen hochroten Kopf und sagte dann "das reicht" und fing an zu lachen. "Auch hier fehlen mir die Worte Herr Schröder, mir scheint sie sind sehr ehrgeizig, dadurch werden sie es noch weit schaffen, da bin ich sicher. Wie weit sie jetzt schon sind, nach so kurzer Zeit."
Man was war ich stolz. Total zufrieden fuhren wir wieder Richtung Heimat. Der nächste Termin ist Ende April 2019.
Auch zum Augenarzt ging es natürlich nochmal, um zu schauen, ob mit dem operierten Auge noch alles gut ist.
Die Sehschärfe war wie beim letzten Mal sehr zufriedenstellend, auf dem kranken linken Auge hatte ich 60 % und das gesunde Auge zeigte 80 %.
Der Augenarzt war sehr zufrieden. Wir bräuchten dann jetzt erst in einem halben Jahr wiederkommen, es sei denn es würde sich etwas verschlechtern. Bevor wir zum Auto liefen wollte ich unbedingt nochmal zum Eingang der Diako gehen, zu dieser Glashütte, da trafen sich die Pfleger und Schwestern immer zum Rauchen. Ich hatte solche Hoffnung, ich würde mal ein bekanntes Gesicht sehen. Aber heute war leider niemand da. Auf dem Weg zum Parkplatz sagte Mone plötzlich, "Peter, da vorne läuft die Reinigungsfrau von der Intensiv, weißt du, die mit den bunten Holzschuhen". Wir gingen zu Ihr und sprachen Sie an. Sie musste zuerst überlegen aber dann erinnerte sie sich sofort, sie erzählte auch nochmal das Stück, wo ich erstmal gesungen habe mit dem Logopäden. Sie freute sich sehr, mich so zu sehen, sie sagt, es ist eher sehr sehr selten, ehemalige Patienten im normalen Leben wiederzusehen.
Ich fühlte mich wirklich gut und es schien alles bergauf zu gehen, hoffentlich bleibt das so.
Ein nächster wichtiger Termin stand an, ein Herr vom ansässigen Kreis sollte zur Sachverhaltsermittlung für das Betreuungsgericht zu uns kommen. Er sollte einen Sozialbericht schreiben und uns bzw Mone in Sachen Betreuung beraten und aufklären.
Mone war ja vom Zeitpunkt auf der Intensiv meine gesetzliche Betreuung, dieser Betreuungsausweis lief aber vorläufig nur für ein halbes Jahr.
Jetzt sollte halt geguckt werden, ob eine weitere Betreuung gewünscht oder notwendig ist.
Ich selber hatte es zu diesem Zeitpunkt kein Stück verstanden, ich dachte immer, ich sollte entmündigt werden, aber damit hat es ja nichts zu tun.
Der nette Herr erklärte mir, dass es dieses Entmündigen so wie früher gar nicht mehr gibt.
In meinem Fall wird mir quasi jemand an die Seite gestellt, der mich in vielen Dingen vertreten kann, zum Beispiel Gesundheitsfürsorge, Organisation der ambulanten Versorgung, Vertretung gegenüber Behörden, Versicherungen und Co... usw....
Dieser Herr wird jetzt diesen Sozialbericht ans Amtsgericht schicken und dann bekommen wir per Post einen Termin zugesandt, an dem dann die Richterin zu uns ins Haus kommt, um sich mit mir zu unterhalten und zu schauen, ob eine Betreuung notwendig ist.
Puh, das war für mich sehr viel Information auf einmal, obwohl der nette Herr mir alles sehr gut erklärt hat, ist lange nicht alles bei mir angekommen. Aber Hauptsache Mone hat alles verstanden, so musste sie mir das immer und immer wieder erklären.
Desweiteren hatte ich jede Woche meine Therapien, der Kalender war voll mit Terminen, nur am Wochenende gab es mal freie Tage.
So positiv die Fortschritte der letzten Wochen auch waren, es war für mich, aber auch für Mone ziemlich anstrengend und Ende Januar 2019 sollte dieser positive Lauf dann auch erstmal wieder stillstehen, denn da schlug das Schicksal wieder voll zu....
Mehr erfahrt ihr im nächsten Bericht....