Wie verhalte ich mich als Angehöriger?

  • Diagnose geplatztes Hirnaneurysma, ein geliebter Mensch liegt im Koma, wird er überleben? Wenn ja, wird er ein Pflegefall sein? Diese Fragen und viel mehr stellen sich die Lebenspartner und Angehörige. Auch wenn es in dem Moment schwer ist, weil man das Gefühl hat, einem wird gerade der Boden unter den Füßen weggezogen, versucht bitte einen klaren Kopf zu bewahren und das wichtigste, versucht bitte alle Entscheidungen so zu treffen, wie es sich der Betroffene gewünscht hätte. Egal um was es geht. 

 

  • Intensiv, Krankenhaus, Reha. Ein Prozess der sich über Wochen oder gar Monate hinweg zieht. Als Lebenspartner, Angehöriger oder auch Freund möchte man so oft wie möglich für den Betroffenen da sein, ihn besuchen. Das ist vollkommen nachvollziehbar und absolut normal. Hier der nächste Tipp, verausgabt euch nicht zu sehr in dieser Zeit, sondern spart euch eure Kräfte und eure Zeit für den Augenblick, wenn der Betroffene nach Hause kommt. Denn dann beginnt erst der richtige Kampf für ihn. Genau jetzt benötigt er eure Nähe, euren Zuspruch, eure Hilfe. Besonders für Freunde oder Familie, sprecht euch gegenseitig ab und schließt euch mit dem Lebenspartner des Betroffenen kurz, wann Besuchszeiten gut wären und wechselt euch alle ab. Es muss ja nicht lange sein, es reicht ja schon 1 Stunde, nur das derjenige merkt, er ist nicht alleine. Habt keine Angst vor dieser neuen Situation. 

 

  • Auch ein wichtiger Punkt. Das Leben von dem Betroffenen und auch von dem Lebenspartner hat sich von jetzt auf gleich schlagartig geändert. Das alte Leben gibt es nicht mehr und wird es so wie es war auch nicht mehr geben. An die Angehörigen (die nicht unter einem  Dach mit dem Betroffenen leben), an die "Freunde" und an die Bekannten, haltet euch dieses immer und immer wieder vor Augen. Gerade in Momenten, wo es schwierig wird, wenn unangebrachte Worte fallen oder die Situation in vielen Momenten anstrengend und nervig ist. Denkt daran, ihr fahrt nach diesem Besuch nach Hause und führt da euer gewohntes Leben weiter, die andere Seite (Betroffener und Partner) erleben jeden Tag aufs neue sehr schwierige und quälende Stunden. So ein herber Einschnitt lässt sich nicht von heute auf morgen akzeptieren, es dauert in den meisten Fällen viele Jahre um sich neu einzuleben und mit dem neuen Leben klarzukommen. Auch wenn es mega schwer fällt, fragt euch in solchen Momenten, wie ihr euch fühlen würdet, wenn ihr in dieser Situation wäretMacht nicht den Fehler und lasst sie einfach fallen und meldet euch nicht mehr, sondern versucht irgendwie Verständnis aufzubringen und fragt euch, wie ihr diese schwierigen Momente vielleicht verbessern könnt. Setzt euch in einer ruhigen Minute zusammen und versucht drüber zu reden, aber bleibt sachlich und macht dabei keine Vorwürfe. Was jetzt gebraucht wird ist Liebe, Verständnis, Unterstützung.

 

  • "ich komme dich demnächst mal besuchen" oder "wir können ja mal zusammen etwas unternehmen"  Der Betroffene freut sich über so eine Nachricht so wahnsinnig und wartet darauf, jeden Tag, über Wochen, über Monate.. Aber päähm, nichts kommt.. Liebe Freunde oder Bekannte, wenn ihr euch nicht sicher seit, dass ihr es einhalten könnt, macht dem Betroffenen bitte keine leeren Versprechungen. Es ist nicht wie bei einem gesunden Menschen, dass es einem dann einfach egal ist und man nichts darauf gibt, nein, der Betroffene nimmt es sich richtig zu Herzen, kann es nicht verarbeiten, es zieht ihn psychisch runter. Also bitte vorher nachdenken :-) 

 

  • So wichtig wie die Besuche von Angehörigen und Freunden für den Betroffenen sind, ist es auch wichtig, das der Lebenspartner ab und an mal entlastet wird. Hier gibt es natürlich viele verschiedene Möglichkeiten, die jeder für sich so planen kann, wie er möchte. 

 

  • Auch wenn es manchmal unumgänglich ist, versucht in sämtlichen Situationen jeglichen Stress von dem Betroffenen fernzuhalten. Stress ist schon für gesunde Menschen teilweise schwer auszuhalten, für Menschen mit einer Hirnschädigung aber noch viel viel schwieriger. Zu viel Stress wirkt sich negativ auf den sowieso schon labilen Gesundheitszustand aus. 

 

  • Fast jeder Betroffene wird in seinem Leben vor der SAB Hobbys, Träume oder Wünsche gehabt haben. Vieles verliert man durch diesen Schicksalsschlag und oft sind dies die Dinge, mit denen man sie motivieren kann, wieder Ziele anzustreben und nicht aufzugeben. Wenn es umsetzbar ist, versucht dem Betroffenen dabei zu helfen, seine Wünsche zu erfüllen und stärkt ihm den Rücken, um die Ziele zu erreichen.